Gedanken zum "Wettbewerbsgedanken" in der Tragwerksplanung

Das hier ist kein Aufruf zum Unterbieten der HOAI -
offenbar sind es eher Thesen, die in allgemeiner Form Sinn und Unsinn
einer Gebührenordnung beleuchten ...
Sie resultieren aus meinen Erfahrungen als "Einzelkämpfer".
Für die Kollegen/innen, die ein größeres Büro leiten,
mag das alles weniger zutreffen.

1. These
Alle Kollegen arbeiten nach hohem beruflichen Ethos -
die abgelieferten Ergebnisse sind annähernd gleich gut.

2. These
Wenn man im Beruf viel gelernt hat, und weiter gelernt, gelernt,
geübt und geübt hat - dann sollte man bestimmte Dinge
schneller und besser können als die Kollegen, die eben andere Dinge
gelernt und geübt haben.

3. These
Wenn durch die HOAI alle für das gleiche Ergebnis das gleiche Honorar bekommen,
dann verdient derjenige, der's schneller kann, deutlich mehr
(z.B. im Hinblick auf einen Stundensatz)
... dafür hat er ja auch viel Lehr- und Übungszeit investiert.

4. These
Die HOAI schützt diejenigen, die alles Mögliche bearbeiten - sich dauernd
in neue Dinge einarbeiten müssen, die Projekte daher nicht so effektiv bearbeiten
können, wie die Spezialisten auf diesem Gebiet.

5. These
Der Wettbewerbsgedanke ist ja den Ingenieuren nicht fern - er soll sich aber nur auf
einen Wettbewerb der Qualität beziehen, nicht den des Honorars.
Wer kann aber unter sonst gleichen Bedingungen (auch Honorar) etwas besser als ein
anderer - ist das nicht per definitionem der Spezialist?

6. These
Warum soll der Spezialist nicht die Möglichkeit haben, seinen Auftraggeber
durch ein relativ geringeres Honorar von seinen Fähigkeiten profitieren zu lassen?
Der Auftraggeber zahlt für eine ordentliche Leistung ein bißchen weniger,
der Spezialist verdient - stundensatzmäßig - immer noch deutlich mehr
als die Kollegen, die das eben nicht so gut können -
ist das nicht wunderbar?